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Kulturverein der Aserbaidschaner in der Schweiz

Traditionelle Aserbaidschanische Musik

Aserbaidschaner leben heute hauptsächlich in zwei Gebieten, nämlich in der seit 1991 unabhängigen Republik Aserbaidschan - früher zur Sowjetunion gehörend - und im Nordwesten Irans - dort in zwei Provinzen, West- und Ost-Aserbaidschan, aufgeteilt.
In früherer Zeit war Aserbaidschan durch die Eroberungen der antiken Perser in das Reich der Iraner einverleibt worden und im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neuen Eroberungen ausgesetzt. Das zum Kaukasus gehörende Gebiet der Aserbaidschaner war durch seinen Reichtum an Bodenschätzen und seinen fruchtbaren Gebieten oft Ziel fremder Besitzern. Nach der Einwanderung türkischer Stämme im 8. - 10. Jh. wurde das Azerbaidschanisch zur Sprache der dortigen Einwohner, das aber auch viele persische, türkische und arabische Begriffe enthält. Natürlich haben Aserbaidschaner umgekehrt in manchen Bereichen auch kulturbildend auf ihre Nachbarvölker gewirkt.
1828 wurde Aserbaidschan durch die Niederlage des Kadjaren Herrschers Fath Ali Schah im russisch-persischen Krieg aufgeteilt in einen nördlichen, zum zaristischen Russland, und einen südlichen, zum Iran gehörenden Teil. Im nördlichen Teil kamen nun Aserbaidschaner mittels russischen Kontaktes vermehrt mit westlicher Kultur in Berührung. Als in der Gegend um Baku, der am Kaspischen Meer gelegenen Hauptstadt dieses Aserbaidschanischen Teils, in der Mitte des 19. Jh. Erdöl gefunden wurde, strömten viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern dorthin. Baku entwickelte sich zu einer Stadt mit buntem Völkergemisch. Für das Musikleben bedeutete das, allerdings nur in den wenigen großen Städten, das Musiker sich vermehrt westlichen Einflüssen ausgesetzt sahen, in erster Linie jedoch russischen. So kamen Musiker und Komponisten mit der Notenschrift in Berührung. Es war bis dahin übliche Lernmethode im ganzen Orient, das die Musiker mündlichen Unterricht bekamen und ebenso diese Methode später an ihre Schüler weitergaben. Ein anderes Zentrum für Aserbaidschanische Musik war die in Iran gelegene Stadt Tabriz.
Die traditionelle Aserbaidschanische Musik kennt hauptsächlich zwei Genres: den Mugam und die Aschigh-Musik.









Abbildung: Mugam-Trio -

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Traditionelle Musik aus Aserbaidschan1

Traditionelle Musik aus Aserbaidschan2

Traditionelle Musik aus Aserbaidschan3

Traditionelle Musik aus Aserbaidschan4

Mugam, Elmäddin Ibrahimow1

Mugam, Elmäddin Ibrahimow2

Mugam, Elmäddin Ibrahimow3

Mugam, Elmäddin Ibrahimow4

Mugam, Elmäddin Ibrahimow5

Mugam, Elmäddin Ibrahimow6

Mugam, Elmäddin Ibrahimow7

Mugam, Elmäddin Ibrahimow8

Mugam

Alle Musikrichtungen in Aserbaidschan haben ihre Wurzeln in der traditionellen Musik des Volkes - der jahrhundertealten Mugam-Musik, die bis heute von Jungen und Alten geliebt und gehört wird. Bei der Mugam-Musik wird ein Thema gespielt, über das die Musiker nacheinander improvisieren. Traditionell treten drei Musiker mit den althergebrachten aserbaidschanischen Musikinstrumenten auf: ein Tar-Spieler am nationalen Zupfinstrument Tar, ein Musiker mit der Kamandscha, einem Streichinstrument, und ein Sänger, der mit dem Gaval, einer Trommel, die mit den Händen geschlagen wird, den Rhythmus vorgibt. Ein Musiker improvisiert nach dem anderen über das vorgegebene Thema, als stünden sie im Wettbewerb zueinander, dazu singt der Sänger lyrische Texte.
Mugam ist eine traditionelle aserbaidschanische Improvisationsmusik, die auf einem festgelegten Regelwerk aufbaut; es handelt sich dabei um ein komplexes musikalisches Modalsystem, das Intervalle, Melodieführung und Rhythmus bestimmt. Mugam wird nicht in einer Notation aufgeschrieben, sondern von einer Generation an die nächste weitergegeben. Seiner Form nach ist der Mugam ein Zyklus im Charakter einer Suite oder Rhapsodie. Jeder der Mugamteile ist eine Improvisation, die sich im Rahmen der jeweiligen Tonart, in der der Mugam steht, bewegt und sich auf die freie Nutzung von melodischen Wendungen, wie sie für diese Tonart charakteristisch sind, gründet. Jeder folgende Mugamteil hat einen anderen Stützton und entfaltet sich in einem höheren Klangbereich. Die Sätze werden durch Intermedien - Tasnif (ein begleitendes Lied) und Rjang (eine tänzerische Instrumentalepisode). Die komplizierten Regeln dieser Kunstform werden von den Interpreten streng befolgt. Doch wie die ganze Folklore gehören auch die Mugame zur mündlich überlieferten Musiktradition. Dadurch werden die Mugam-Intonationen auch ständig erneuert. Mugam ist auch die Bezeichnung für ein Trio, das Mugam-Musik aufführt und aus einem Sänger sowie zwei Musikern besteht, die typischerweise "tar" und "kamanche" spielen.
Wie man aus alten Berichten weiss, sind Mugam-Aufführungen bei grossen Festen, die z. B. anlässlich einer Hochzeit gegeben wurden, veranstaltet worden. In Karabakh fanden um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. zudem einwöchige Wettbewerbe statt, in deren Verlauf die Musiker ein von einer Kommission festgelegtes Programm absolvieren mussten. Ebenso fanden in Shusha, Baku grosse Veranstaltungen statt. An diesen Konzerten waren übrigens nicht nur Aserbaidschaner sondern auch Armenier die viele Aserbaidschanische Musik später für eigene Musikentwicklung gebracht haben. Nach der Einverleibung Aserbaidschans in die Sowjetunion 1920 verlagerte sich das musikalische Hauptgeschehen nach Baku.
Ein unvergesslicher Name aus dieser Zeit ist der des Sängers Sejid Schushinsky, der dadurch Berühmtheit erlangte, dass er, zu einem Fest in Shusha eingeladen, beim Einritt in die Stadt, das Stück "Karabakh Schikästäsi" sang, so dass die Bewohner auf die Strassen und Balkone gelockt wurden.
Wie in der orientalischen Musik insgesamt spielt auch beim Aserbaidschanischen Mugam der Text eine wichtige Rolle. Hier werden besonders Zeilen klassischer Dichter Aserbaidschans wie Fuzuli, Khagani oder Nizami vorgetragen. In früheren Zeiten haben Sänger jedoch auch gleichzeitig die Funktion des Dichters gehabt. Im Lauf der Zeit und durch eine fortschrittliche Musikausbildung gefördert, haben sich eine Reihe von Instrumentalisten hervorgetan, die ihrerseits wiederum Schüler ausbildeten, die grosse Virtuosen wurden. Genannt seien hier z. B. die nicht verwandten Tar-Spieler Bahman und Malik Mansurov, Ramiz Guliev und der Kemancespieler Habil Aliev.
Gegenwärtig feiert der Sänger Alim Gasimov Erfolge mit seinen Konzerten, in denen er die Kunst des Mugam-Gesanges einem weltweiten Publikum vorführt. Im November 1999 wurde Alim Gasimov mit dem "Internationalen IMC-UNESCO-Musikpreis" ausgezeichnet. Gasimov tritt neuerdings auch mit seiner Tochter Fergana auf, die in die Fussstapfen ihres Vaters tritt. Der Ausnahmesänger hat in verschiedenen Produktionen mit westlich geprägten oder geschulten Musikern gezeigt, dass er über genug Offenheit und Begabung verfügt, um andere Musikformen mit der eigenen Tradition zu verschmelzen.


Abbildung: Mugam-Trio -

Aschig

Eine andere, weit über Aserbaidschan hinaus verbreitete, traditionelle Musikrichtung, ist die der Aschig-Sänger. Der Begriff "aschig" bedeutet "Liebender, Geliebter". Gemeint ist hier meistens die mystische Liebe zu Gott und ein Aschig-Sänger im klassischen Sinn ist also ein Sänger, der von seiner erfüllten oder unerfüllten Liebe zu Gott singt oder über das Schicksal der vielen Heiligen. Im Lauf der Geschichte hat sich der Inhalt der Texte auch anderen, weltlichen Bereichen zugewandt. Hier werden in langen Gesängen die alten türkischsprachigen Epen vorgetragen, wie z. B. "Kor Oglu" (Der Sohn des Blinden, der gegen die Arabische Besetzung gekämpft hatte) aber auch später entstandene Werke wie "Leyli und Majnun" oder "Asli und Karam".
Aschig-Sänger gibt es von Anatolien bis Zentralasien. Sie waren Vermittler alter Legenden oder Schöpfer eigener Texte, die religiös aber auch gesellschaftspolitischen Inhalts sein können. In Aserbaidschan scheinen die Vorläufer der Aschig-Sänger Ozan genannt worden zu sein, nach dem Namen des Saiteninstruments, mit dem sie sich damals begleiteten. Der Begriff Aschig-Sänger ist relativ neuen Ursprungs und stammt wahrscheinlich aus dem 15./16. Jh. Er ist unter dem Einfluss des Sufitums entstanden. Erst aus jener Zeit sind auch die Namen einiger Sänger überliefert.
Der Text ist das Wichtigste bei einer Aschig-Vorführung, die Melodie und die Stimme eines Sängers sind zweitrangig, aber natürlich nicht unwichtig, um beim Zuhörer auf Resonanz zu stossen. Der Sänger begleitet sich selbst auf einer Laute, die er meist als Rhythmusinstrument benutzt und die, je nach Region, Saz, Baglama, Kopuz, Tanbur, Sehtar oder noch anders heissen kann und verschiedene Formen aufweist. Im Aserbaidschanischen Raum gibt es auch Aschig-Ensembles, zu denen Blasinstrumente wie Zurna oder Balaban und Schlaginstrumente wie Naghara, Daf oder Daiyere hinzukommen. Die Melodien, die tasnif, sind einfach und werden oft mit rezitativen Teilen vermischt, bei den epischen Stücken gibt es auch rein erzählerische Teile ohne Musik. Die Aschiglar, so die Pluralform, übernehmen für ihre Weisen oft vorhandene Melodien, namhafte Sänger sind aber auch als Komponisten eigener Werke aufgetreten. Die Aserbaidschanischen Sänger singen meist in der hohen Stimmlage und manche würzen ihren Gesang mit einem jodelähnlichen Awazteil. Das Tempo der Stücke ist moderat mit seltenen Temposteigerungen. Ebenso sind ausgesprochen langsame Stücke eher die Ausnahme.
Im sowjetischen Aserbaidschan und in Iran hat es auf Grund der politischen Verhältnisse in dieser Hinsicht nur wenig Spielraum gegeben, was auch den Inhalt der Texte angeht, hier mußte man sich den scharfen Zensurbestimmungen beugen. In Iran war es zu Beginn der Ära der Pahlawi Dynastie (seit 1925) verboten öffentlich aserbaidschanisch zu singen, die Persifizierung des Landes wurde unter diesem Regime mit aller Macht vorangetrieben. In den 60er Jahren allerdings gab es für einige Stunden ein Radioprogramm in Aserbaidschanischer Sprache in Täbriz und Urmije. Nach der islamischen Revolution von 1978 hat sich hier eigentlich nur wenig geändert, auch wenn es nun einige Musikveröffentlichungen auf aserbaidschanisch gibt.
Da die Aschig-Musik sehr textbezogen ist und - von Ausnahmen abgesehen - nur begrenzt musikalische Vielfalt bietet, ist sie für Hörer, die der Sprache nicht mächtig sind, nur schwer zu vermitteln. Dennoch sollten an Aserbaidschanischer Musik Interessierte sich eine Kostprobe dieser im vorder- und zentralasiatischen Raum beliebten Musikform, nicht entgehen lassen.
Es gibt auch Frauen in Aserbaidschan, die als Aschig-Sängerinen aufgetreten sind. Manchmal taten sie dies auch in Gruppen. In Baku gibt es einen Verein namens "Aschug Päri Majlisi", in dem Frauen die Techniken des Aschig-Singens lernen und andere Aktivitäten ausüben.
Ein unter Aserbaidschanern beliebtes Stück ist das bereits erwähnte Epos "Kor Oglu", das z. B. in einer vier Kassetten umfassenden Einspielung des in Iran geborenen Aschig Hassan Eskanderi vorliegt. Hier wird der Sänger von einem Balaban- und einem Gabalspieler begeleitet. Ein ebenfalls in Iran erschienenes Album mit sechs Kassetten verschiedener Aschig-Sänger ist 1995 von Musikverein des Iran herausgegeben worden. Hier werden 12 traditionelle Sänger vorgestellt und trotz der Ähnlichkeit der Musik werden dennoch Unterschiede im Stil des Vortrags deutlich. In Aserbaidschan hat es u. a. eine sieben Platten umfassende Sammlung mit Gesängen der Aschiglar gegeben.

Abbildung: Aschig -

Moderne Musik: Opern und klassische Musik

Die Bekanntschaft mit westlicher Musik hat, wie erwähnt, auch auf Aserbaidschanische Komponisten eingewirkt. Zu Beginn des 20. Jh. begann ein junger Komponist, der mit der Notenschrift in Berührung gekommen war, Aserbaidschanische Musik in dieser Art zu komponieren. Uzeyir Hajibeyli (auch Hajibeyov, Hajibekov, 1885 - 1948) wird der Vater der komponierten Musik in Aserbaidschan genannt.Er schuf viele Werke konzertanter und dramatischer Natur, in denen er Aserbaidschanische Folklore mit westlichem Kompositionsstil mischte. Auch er musste sich nach der gewaltsamen Besetzung derkurzlebigen Aserbaidschanischen Republik durch die Bolschewisten 1920 den neuen Kulturrichtlinien beugen, seine bis dahin aufgeführten Werke bekamen nun den Stempel des bourgeoisen und vorrevolutionären Stils. Dies lähmte seine Schaffenskraft. Erst in den 30ern begann er wieder damit, grössere Werke zu komponieren.
Von diesen Werken gehören seine Opern auch heute noch zum Repertoire Aserbaidschanischer Aufführungen.
Hajibeyov erste Oper - ein Novum für die ostlischen Welt -, "Leyli und Majnun" (Uraufführung 1908), trägt noch die Bezeichnung Mugam-Oper'. Sie enthält komponierte instrumentale Orchesterteile und improvisierte Gesangsphasen, die von einem Tar-Spieler begleitet werden. Auch das bereits genannte Epos "Kor Oglu" ist von ihm 1937 zu einer Oper verarbeitet worden. Für diese Oper erhielt der geschmähte Komponist dann aber grosse Auszeichnungen folgte. Eine Reihe seiner Nachfahren sind bis heute im musikalischen Bereich Aserbaidschans tätig, so dass man schon von einem Hajibeyov-Clan sprechen kann.
Die Opern leben naturgemäss von der Qualität ihrer Interpreten, den Sängerinnen und Sängern. Einer der berühmtesten Aserbaidschanischen Sänger des 20. Jh. ist Bülbül (was Nachtigal bedeutet), dessen richtiger Name Murtuza Mammadov ist. Er wurde 1897 in Shusha geboren und starb 1961. Bereits als Jugendlicher trat er in verschiedenen Orten Transkaukasiens auf. Am Konservatorium in Baku studierte er von 1921 - 1926 Musik und wurde ausgebildeter Opernsänger. Danach reiste er nach Italien, um seine Kenntnisse zu vervollständigen. 1931 kehrte er zurück und trat in vielen Rollen auf, so sang er 1937 in Hajibeyli's Oper "Kor Oglu" den Part des Alyar. Neben diesen Opernrollen sang er auch Aserbaidschanische Volkslieder und Mugam. In den 80er Jahren erschien in der Sowjetunion eine Box mit fünf Schallplatten auf der ein kleiner Teil seines gesanglichen Schaffens zu bewundern ist.
Auch spätere Komponisten haben immer wieder Stoffe aus der klassischen Literatur für ihre musikalischen Werke aufgegriffen, so z. B. Gara Garayev (1918 - 1982), der 1947 das symphonische Werk "Leyli und Majnun" und 1952 das Ballett "Die sieben Schönen", beide nach Texten von Nezami, schrieb.
Der in Ganje (zu Sowjetzeiten Kirowabad) geborene Fikret Amirov (1922 - 1984) ist ein weiterer - auch im Westen - bekannter und vielseitiger Komponist, der nicht nur Aserbaidschanische Folklore und Mugam-Stücke sondern auch darüber hinaus andere Themen orientalischer Musik verarbeitete. Er schuf neben Opern und konzertanten Werken auch einige sehr beliebte Ballette, z. B. "Nasimi" und "Arabian Nights". Viele seiner Werke sind mit der Aserbaidschanischen Musiktradition verbunden. Es gibt von ihm auch mehr als einhundert reine Bearbeitungen von Volksliedern, was die starke Verbindung zur heimatlichen Musik ausdrückt. Amirov hat sich aber auch von persischen klassischen Dichtern wie Hafez oder Saadi inspirieren lassen, so z. B. in seinem symphonischen Mugam-Stück "Gülistan Bayati Shiraz" von 1968.
Aserbaidschanischen Komponisten der Neuzeit gelang es immer wieder in ihren Werken eine Synthese zwischen westlicher und östlicher Musik zu schaffen. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist Haji Khanmammadov's "Concerto für Tar und Orchester" von 1968, das natürlich für einen Tarspieler eine virtuose Herausforderung ist. Die drei letzten Komponisten haben übrigens ihre Ausbildung am Bakuer Konservatorium, das den Namen Hajibeyov trägt, erhalten. Die dortige Ausbildung erfolgte, wie allgemein in der Sowjetunion üblich, nach westeuropäischem Vorbild.
Auf Grund der sowjetischen Parteidoktrin hatten es moderne Komponisten weitaus schwieriger ihre Musik zu veröffentlichen, als ihre oben genannten Kollegen, die mehr im neoklassischen, neoromantischen Stil komponierten.
Zu den Vertretern der Avantgarde gehört die 1947 in Baku geborene Frangiz Alizade. Auch sie benutzt traditionelle Musikstrukturen in ihren Stücken. Im Stück "Habil-sajahy" (Im Stil von Habil) für Cello und präpariertes Klavier von 1979, gelang ihr eine Synthese zwischen diesen beiden extremen Polen. Die traditionelle Musik Aserbaidschans hat sie sich aber erst nach ihrer Ausbildung angeeignet, denn: "Im Elternhaus wurde sie angehalten das Klavierbüchlein der Anna Magdalena Bach zu üben; sie aber auch das komplizierte Mugam-System zu lehren, auf dem die traditionelle Aserbaidschanische Kunstmusik beruht, habe man versäumt."
Beeindruckend gelang ihr auch "Mugam Sayagi" von 1993, das vom Kronos Quartett eingespielt wurde und in dem ebenfalls Moderne und Tradition in kontrastierender Form miteinander verbunden sind. Alizade ist auch als Pianistin und Musikwissenschaftlerin tätig. Seit 1992 lebt sie vorwiegend im Ausland.

Abbildung: Üzejir Hajibeyov -